Wie eine Schnitzeljagd

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Bilder: LVR-Amt für Denkmalpflege im Rheinland, Planarchiv

Warum geht am Bonner Münster scheinbar nichts voran – wo doch der Zustand besorgniserregend ist? Das fragen sich viele Bonnerinnen und Bonner beim Anblick der Basilika. Tatsächlich ist es so, dass hinter den Kulissen fleißig gearbeitet wird, nur eben nicht mit schwerem Gerät. Bevor nämlich mit Hammer und Meißel zu Werke gegangen wird, muss erst mal geklärt werden, welche Maßnahmen überhaupt erforderlich sind. Um diese festlegen zu können, sind umfassende Analysen nötig. Dazu gehört, dass einzelne Steine am Münster genau angeschaut und abgeklopft werden – aber auch eine Übersicht darüber, was bisher schon an den jahrhundertealten Mauern gemacht wurde.

Eine Übersicht – klingt zunächst ganz einfach. Doch weit gefehlt, dafür sind Geduld, Akribie und nahezu detektivischer Spürsinn erforderlich. Denn Pläne, Handwerkerrechnungen und Dokumentationen von durchgeführten Arbeiten am Münster sind nicht an einem Ort gesammelt und sortiert. Und so begab sich das Büro für Bauwerkssanierung von Dr. Ägidius Strack, dem Projektleiter der Generalsanierung des Münsters, auf eine monatelange Schnitzeljagd.

Die Recherche führte die Mitarbeiter zunächst in das Münsterarchiv, zum Landschaftsverband Rheinland, in die Rendantur Bonn und in die Universitätsbibliothek Bonn. Dort wurden aus alten Akten, Ordnern und Kisten alle Informationen zum Münster herausgesucht und zur Weiterverarbeitung kopiert. Die Schwierigkeit bestand nicht nur darin, die weit verteilten Belege und Papiere zusammenzutragen, sondern auch die relevanten Daten herauszufiltern und diese zu sortieren.

Über die Jahrzehnte sind Dokumente zum Bonner Münster in alle Himmelsrichtungen verstreut worden – bedingt durch Zerstörungen im Zweiten Weltkrieg, die Wirren der Nachkriegszeit, aber auch weil die Dokumente nicht so wichtig erschienen. Nun wurde alles zusammengesucht, was mit geplanten und tatsächlich durchgeführten Baumaßnahmen zu tun hat. Der Schwerpunkt der Recherche lag dabei auf der Nachkriegszeit.

Mit Hilfe der alten Handwerker-Rechnungen, Zeitungs-Artikeln und historischen Dokumenten versuchen die Projektplaner nachzuvollziehen, wann welche Arbeiten durchgeführt wurden. Das lässt Rückschlüsse auf die verwendeten Materialien zu und erlaubt eine Einschätzung der Auswirkung dieser Arbeiten auf die jetzt anstehende Sanierung.

Mittlerweile sind die Rechercheure am Anfang der 1990er-Jahre angekommen. Die Dokumentation der letzten 20 Jahre wird in den kommenden Wochen und Monaten erfolgen. Nach Abschluss dieser Sisyphus-Arbeit werden die gesammelten Daten ausgewertet.

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