Kanäle für 72 Kilometer Stromkabel und Leitungen werden angelegt

BONN. Rund 72 Kilometer Stromkabel und Leitungen müssen neu im Bonner Münster verlegt werden. Sie ersetzen 52 Kilometer an alten Leitungen. Damit diese Mammutaufgabe erfolgreich verläuft, bereiten Fachleute seit einigen Wochen Kanäle im Bonner Münster vor. Doch einen einfachen Austausch kann es nicht geben: Zu verbaut, verschachtelt, zu unsicher sind die maroden Altleitungen, die oftmals keinem Standard entsprechen und bislang aus insgesamt vier Stromeinspeisungen versorgt werden.

Öffentlich sichtbar sind diese Arbeiten für alle Besucher im Kreuzgang. Mehrere Wochen lang haben Archäologen einen Graben freigelegt. Er führt von der neuen zentralen Stromeinspeisung unter dem Pfarrhaus durch den Kreuzgang ins Bonner Münster.

Seit Mitte Dezember kommt ein Kernbohrer zum Einsatz. Mit viel Fingerspitzengefühl an der Maschine und mithilfe eines Diamantbohrkopfes fräste ein Steinmetz ein Loch in eine mehrere Meter dicke Mauer des Kreuzgangs und die Wand unter das Pfarrhaus.

Die noch dickeren und härteren Mauern der Basilika folgen zeitnah. Alle Arbeiten erfolgen in enger Abstimmung mit den Denkmalbehörden.

Im Langhaus des Bonner Münsters war die Vorbereitung für die Fachfirmen noch relativ einfach.
Dort gibt es vorhandene Bodenkanäle, die geöffnet und genutzt werden konnten. Einzig im Bereich des
nördlichen Querhauses mussten sie, eingestürzt infolge eines Kriegsschadens, teils neu angelegt
werden. Dies minimierte die Eingriffe in den Boden.

Doch wie versorgt man die neue Leuchttechnik in den Triforien und Obergaden, wie erreicht man
die Glockensteuerung im Vierungsturm oder die Außenbeleuchtung? Für die Planer ergab sich letztlich
eine vernünftige Lösung, bei der nur minimale Eingriffe ins jahrhundertealte und denkmalgeschützte
Mauerwerk nötig waren: Die neuen Kabel führen zukünftig über Wandschlitze in den Westtürmen bis in
den Dachstuhl. Über die Westtürme erreicht man auch die Orgelempore und alle anderen Ebenen der
Kirche.

Die Westtürme bestehen aus Ziegelmauerwerk und nicht aus Naturstein, wie es bei den östlichen
Türmen der Fall ist. Bohrungen sind bei ihnen einfacher durchzuführen.

In den engen Türmen fällt die Arbeit schwer: Wegen des begrenzten Platzes konnte immer nur eine
Person gleichzeitig arbeiten. Stemm- und Bohrarbeiten sind staubig, mit Wasser wurden die Arbeiten
begleitet, um die Staubbildung zu vermeiden. Zwei Wochen dauerte es, bis die Steinmetze die Kanäle
in den Türmen angelegt hatten. Die Arbeiten dort sind abgeschlossen. Weiter geht es nun im
Dachstuhl.

Nach diesen Vorbereitungen werden die Leitungen neu verlegt. Dann erhält das Bonner Münster
nicht nur eine sichere und dokumentierte Stromversorgung. Sondern es werden auch die Grundlagen
gelegt, das Bonner Münster wieder leuchten zu lassen, mit über 160 neuen LED-Lampen für eine
zeitgemäße Beleuchtung.